
Lange nichts mehr gehört von mir? Das soll sich heute ändern. Ich wollte euch nur nicht mit neuen Motiven zuschmeißen, außerdem hatte ich in den letzten Wochen viel zu tun. Es gab einen sehr schönen Composing-Workshop im Schloss Großlaupheim bei Ulm, davor habe ich 12 neue Internet- und Print-Visuals für eine mittelständische Firma entworfen. Die letzten zwei Wochen waren auch nicht ohne, zusammen mit der Münchner Agentur klondike haben wir 14 Motive für die Allianz umgesetzt, ebenfalls web + print. Also keine Zeit für neue Bilder?
Na klar doch, denn irgendwo muss man ja schließlich hin mit der Phantasie. Nicht dass die werte Kundschaft davon nichts abbekommen hätte, aber meine romantische Ader muss ja auch ausgelebt werden. Ich kann´s euch nur empfehlen, setzt eure Phantasie um solange sie nicht mit dem Strafgesetzbuch kollidiert, es ist besser als ein Sechser im Lotto, wenn man sein eigenes Ich in seinen Bildern widerfindet. Klingt jetzt ein bisschen wie das Wort zum Sonntag, also wollen wir uns mal dem making of der neuen fantasy-Landschaft widmen.
Entstanden ist sie so ganz anders als die meisten Bilder. Ich hatte ursprünglich nur nach einem Hintergrund gesucht, um ein seit (ernsthaft!) Jahren! geplantes Rollercoastermotiv umzusetzen. Also wühlte ich im Archiv und fand zwei sehr gegensätzliche Motive, die einen irrsinnigen Spannungsbogen aufbauen: Großstadt und Hochgebirge. Viele extrem romantische Motive nutzen diese Spannung der beiden Welten, mein Glück war aber, dass die beiden Aufnahmen auch perspektivisch exakt zueinander passen.
Die Kunst bestand also darin, die Bilder ineinanderzuschachteln. Welche Stadt-Teile bleiben erhalten, welche werden verdeckt? Am Ende dieses Prozesses stand eine idealtypische Verbindung, die durch die New Yorker Architektur der dreißiger Jahre (yep, die haben damals Kuppeldächer auf ihre Wolkenkratzer gesetzt!) und die österreichische Beglandschaft eine eigenartige Ruhe ausstrahlt.
Fehlten noch der Vordergrund, denn er sollte ins Bild hineinführen und das Licht, das komplett gemalt ist und so perfekt an diese Szene wie auch an andere angepasst werden kann.
Doch dann ist etwas seltsames passiert: Die Achterbahngleise geben dem Motiv noch mal viel Tiefe und lassen den Raum fassbarer erscheinen. Nur die Achterbahn selbst, die hatte keinen Platz mehr. Nicht dass ich mich nicht bemüht hätte:
Doch trotz mehrfacher Entwürfe stellte sich heraus, dass jede Achterbahn dem Hintergrund die Schau stehlen würde. Hätte ich nie gedacht, aber ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ausnahmsweise weniger mehr ist. Eigentlich hasse ich diesen Spruch, denn zuviel des Guten kann wundervoll sein. Nun ja, vielleicht werde ich alt.
Übrigens: Das Motiv ist Teil des workshops, der am 18. und 19. Neovember in Dortmund stattfinden wird. Es gibt noch wenige Plätze (Stand 10. November), hier sind die Infos:
workshop Magic Light Composing
workshop Subwater Station
Macht nix kaputt und seid fleißig,
uli
Geniale Retusche!!!! Das wäre ganz schön arg, wenn diese recht unberührte Landschaft am Achensee – wo ich mal gewohnt hab – so zugebaut wäre… ;-)
…Du wohnst da? Mei, hast Du a Glück! Aber stell Dir das mal andersrum vor: Die Erde wölbt sich und plötzlich ist New York City von lauter Bergen umgeben…
Hey Uli,
sieht super aus! Ich glaube, das konnte man schon auf der Tion bei Dir als Wallpaper sehen?! ;-)
Da freu ich mich ja noch mehr auf den Workshop! Dann sehen wir uns am Sonntag in Dortmund.
Viele Grüße
Robin
Sehr schöne Arbeit. Gefällt mir richtig gut. Wie lange arbeitet man etwa an so einem Werk?
LG
Toni
Hallo Toni,
…ist schwer zu sagen, da es viel mit „Reinfühlen“ in das Bild zu tun hat. Betrachten, ausprobieren, verwerfen, neu zusammenbauen, gut finden, in Freude ausrechen, am nächsten Tag grässlich finden, umbauen. Der ganze Prozess dauert dann schon etwa eine Woche. Jetzt, wo ich weiß wo alles hingehört, kann ich die Landschaft in ein paar Stunden und die Schienen in etwa einem Tag zusammenbauen.
Danke für Deinen Kommentar!