
Ich habe mich seit Jahren gefragt, wie man es wohl fertigbringt, einen Wettbewerb mit über 90.000 eingereichten Bildern zu jurieren. Seit vergangenem Wochenende weiß ich das recht genau, denn der Veranstalter des weltweit größten Wettbewerbs für kreative Fotografie, Chris Hinterobermaier, hatte mich Ende 2010 eingeladen, an der Jurysitzung des Trierenberg Super Circuit teilnehmen.
Wie also geht sowas? Ganz einfach: Es gibt nicht nur eine Jury, sondern vier! Diese sind international besetzt, die Juroren kommen aus Australien, den USA, Polen, Russland, Österreich, Qatar, Griechenland, China. Ach ja, und Deutschland. Die Bilder werden also nicht nur einmal juriert sondern viermal. Klingt wie ein doofer Scherz, ist aber der Schlüssel zum Gewinn, denn jedes eingereichte Bild bekommt so nicht nur eine Chance, prämiert zu werden, sondern gleich vier.
Und, um die Sache noch etwas komplexer zu gestalten: der Wettbewerb besteht aus zwei Teilen: Dem eigentlichen Trierenberg Super Circuit, in dem die themenfreien Bereiche und die Naturfotografie beheimatet sind. Und dann dem Special Themes Circuit, der aus 30 verschiedenen Sonderthemen besteht und der von Spezialistenteams der zahlreichen Sponsorenpartnern aus der Wirtschaft juriert wird und in dem der Löwenanteil der Werke eingereicht wird.
Bevor ihr jetzt anfangt zu rechnen: Die vier Juryteams des Trierenberg Super Circuit bekommen es mit immerhin rund 10.000 Werken zu tun. Und das bedeutet mal ganz konkret gesprochen: Abgedunkelter Raum. Vor uns ein gigantischer Flatscreen, in meiner schwitzigfeuchten Hand die Abstimmungsbox. Warum habe ich das Gefühl, dass Justitia mir über die Schulter schaut? Links von mir der Sportfotograf Michael Weber, rechts der Präsident der United Photographers International, Manolis Metzakis. Ich versuche zu verinnerlichen, dass der linke Knopf „yes“ bedeutet, der rechte „no“. Bilder, welche die Zustimmung aller drei Juroren im ersten Durchgang bekommen, kommen eine Runde weiter. Und ab gehts! Yeeeah, what a ride!! Ich bin überwältigt von soviel Kreativität, Licht, Farbe, Kultur und Gefühl! Toller Bildaufbau, „yes“, phantastische Perspektive, „yes“, oops schiefer Horizont, „no“, packendes Motiv, „yes“.


Nach den ersten 3000 Motiven fühle ich mich, als wäre mein Hirn einen Marathon gelaufen, durch fremde Länder und Kulturen, quer durch die Welt der fotografischen Gestaltung. Nach kurzer, aber intensiver Diskussion stehen unsere drei Finalisten fest. Doch selbst wer ohne Medaille aus diesem Wettbewerb hervorgeht, muss nicht trauern. Alleine eine Zustimmung von einem der Juroren und damit eine Annahme zu kassieren ist eine Auszeichnung, die Mut macht, nächstes Mal auf einen der noch höher dotierten Plätze aufzurücken.

Die Juryteams tauschen die Plätze, unsere Truppe hat nun einen beträchtlchen Stapel an Schwarzweißprints zu beurteilen, dann noch mehr Colorabzüge. Und wieder der Ritt durch Landschaften, Gesichter, Körper, Gefühle, Linien und Perspektiven! Nach fast neun Stunden glaube ich, einen beträchtlichen Teil des sichtbaren Teils unserer Welt nicht nur gesehen, sondern wirklich erlebt zu haben. Und wie sagt Chris. Hinterobermaier, der Chairman des Wettbewerbes, so treffend? “Am besten gefallen mir Motive, die nach kurzer Zeit auf der Netzhaut detonieren!”
Olles Leiwaund, passt!
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Hallo,
ich habe dieses Jahr zum ersten mal Teilgenommen.
Chris. Hinterobermaier hatte mir ein Mail geschrieben das ich unbedingt Teilnehmen sollte, und das ich gute Chancen hätte.
Dann dachte ich, wenn ich schon persönlich angeschrieben werde, versuche ich es mal.
Und es wurden gleich alle 4 Fotos von mir angenommen ;-)
Bin schon gespannt wenn ich im Oktober dabei bin :-)
Schöne Grüße
Daniel
wow was soll ich sagen, das ist mal ein toller Einblick von der „anderen Seite“ habe ich so auch noch nirgends gesehen. Danke für die tollen Einblicke. Man ließt förmlich welch Bilder-Marathon ihr dort ausgesetzt wart. Dennoch war es sicherlich eine tolle Erfahrung vermute ich mal.
Grüße
… war es allemal! Hast Du teilgenommen?
Nein, wenn ich erhlich bin wüsste ich auch nicht ob ich da überhaupt eine reelle Chance hätte bei so ner enormen Bilderfülle.
Ist aber mal ein toller Einblick wie so etwas abläuft. Habe mich das immer selbst gefragt wie die Jury das alles bewerkstelligen will.
Jetzt weiß ichs :-)
Gruss
…vermittelst Du, denn man merkt an Deinem Bericht, dass es sich die Juroren nicht leicht machen. Hier haben Lobbyisten und Klein-KleinKlügel offensichtlich wirklich keine Chance und das macht natürlich auch „unbekannten“ Fotografen wieder neuen Mut.
Liebe Grüße
moni
Wirklich Wahnsinn, da noch munter und konzentriert zu bleiben! Und danke für den kleinen Blick hinter die Kulissen, hat mich immer schon interessiert wie den die Abstimmungs“kanzlei“ aussieht. ;-)
…stimmt! Aber es ist gleichzeitig eine ungeheure Inspirationsquelle!
Da möchte man nicht tauschen. Kann mir vorstellen, daß es ganz schön hart ist, sich den ganzen Tag derart konzentrieren zu müssen, um auch den letzten Bildern – nach neun Stunden intensiver Bildbetrachtung – noch die gleiche Aufmerksamkeit und Objektivität entgegenzubringen wie den ersten Bildern.